Eine Gruppe von Kindern steht nebeneinander

King war da

Drei Vorstellungen, drei Mal bis auf wenige Restplätze fast ausverkauft, drei Mal überwältigendes Feedback: So ziehen Simone Wrede von Bockfrosch e.V. und Lena Schoemaker vom Arbeitskreis Eine Welt e.V. die erfolgreiche Bilanz des Vorlesetheaters „King kommt!“.

Amelie Mers, Carlotta Büngeler, Henry Isermann, Noel Becker, Philipp Neumann, Rouhaiv Mohammad und Stelle Joy Portheine von der Maria-Montessori-Schule zeigten nur einen winzig kleinen Anflug von Lampenfieber, als sich am Sonntag, den 3. Juli in der Kornmühle Nordhorn der Vorhang zur Premiere hob.  An den beiden darauffolgenden Vormittagen konnten die auch die übrigen Schüler*innen der Maria-Montessori-Schule und diverser Grafschafter Kitas hautnah miterleben, wie es sich aus kindlicher Perspektive anfühlt, zu fliehen und seinen geliebten Hund (gespielt von Henry Isermann) zurückzulassen. Wie es ist, die Sprache nicht zu verstehen ebenso wie die geltenden Regeln in dem neuen Land.  Doch neben all der Ernsthaftigkeit wurde auch herzhaft gelacht, so z.B. als das Mädchen (gespielt von Rouhaiv Mohammad) versuchte herauszufinden, wo beispielsweise der in kleinen Plastiktüten gesammelte Hundekot entsorgt wird und dafür die Hundebesitzerin wie eine echte Detektivin verfolgt. Und am Ende wartet das Happy End, als der Hund King tatsächlich auf eigene Pfote den weiten Weg zurück zu seiner Besitzerin findet, begleitet durch wertvolle Tipps und Tricks, die das Mädchen in den Wind schickt und den Vierbeiner anscheinend rechtzeitig erreichen. Vielleicht ist aber alles auch nur ein Traum.

Noch poetischer geht es in der Savanne Afrikas zu, in der ein einsamer Baobab (gespielt von Carlotta Büngeler) steht, der vor vielen Jahren aus einem verirrten Savannen Korn dort Wurzeln geschlagen hat. Der Baobab ist einsam, die Tiere machen sich über ihn lustig. Ein Mädchen (gespielt von Amelie Mers) findet schließlich die Lösung: ein zweites Samenkorn wird gepflanzt und wächst dank ihrer Liebe und Pflege zu einem großen Baobab heran.

Die beiden Bäume werden mit den Jahren zu einem Baum und werden seitdem nur noch ‚die verliebten Baobabs“ genannt.

In der Inszenierung von Simone Wrede spricht viele Sinne und Gefühle an: durch groß projizierte Videos und wechselnde Bilder, die das abstrakte Bühnenbild erweitern, zahlreiche Musik – und Toneinspielungen, Ensemble Tanz Einlagen und fantasievolle Kostüme. Dabei erstreckt sich das lebhafte Spiel der Schauspieler*innen nicht selten auf den gesamten Zuschauerraum der Kornmühle und die Zuschauer *innen sind dadurch hautnah an der Handlung dran und werden automatisch selbst zum Teil der Inszenierung. Wenn dann noch das gesamte Publikum bellen darf wie Hunde, blöken wie Schafe und I-aen wie Esel dann kann sich auch die Letzte nicht mehr dem bunten Treiben der Geschichte entziehen. Das Kernstück der Inszenierung aber bleiben die begabten jungen Schauspieler*innen, die die Rollen auf eine Art verkörpern, als wären sie niemals jemand anderes gewesen. Sie hauchen der Inszenierung eine Lebendigkeit ein, die das Publikum unmittelbar mitriss.

Als nach einer Stunde das große Licht in der Kornmühle wieder anging, waren nur glückliche, berührte Gesichter zu sehen. „Es war sooooo schön. Das sollte es öfter geben“, sind die kleinen und großen Zuschauer*innen sich einig. „Ich hab mal geweint, mal gelacht, hatte richtig Herzklopfen an manchen Stellen und am Ende durfte ich sogar noch mittanzen. Sowas hab ich noch nie im Theater erlebt. Toll!“ hörte man von einigen kleinen aber auch von großen Zuschauer*innen.

Für den Arbeitskreis Eine Welt e.V. waren die drei Aufführungen von „King kommt!“ ein mehr als gelungener Abschluss des Projektes „Same same but different – Lass und gemeinsam Geschichte(n) schreiben“, mit dem der Nordhorner Verein u.a. einen Einblick in die Vielfalt von Kinder- und Jugendbüchern aus dem Globalen Süden und durch Theater einen anderen Zugang zu globalen Themen geben wollte. Das Projekt wurde gefördert vom Katholischen Fonds, der Emsländischen Landschaft sowie Engagement Global im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit.

Fotos: (c) Roman Starke/Arbeitskreis Eine Welt e.V.